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Welcher Aktivitäts-Typ bist Du? Impulse zur Selbsteinschätzung bei COPD

Monika Tempel • Dez. 06, 2022

„Emsige Biene“ oder „Stubenhocker“? 40 Aussagen zum Nachdenken und Umdenken.


Typgerechte Aktivität als Beratungsgrundlage für einen gesundheitsfördernden Lebensstil

 

Menschen (auch Menschen mit COPD) sind in der Regel keine „Typen“.  Ideale Typen sind immer nur Annäherungen an die lebendige Wirklichkeit. Doch mithilfe des Konstruktes „Ideal-Typ“ lassen sich manche Erkenntnisse anschaulich darstellen.

 

Eine Studie hat den Einfluß von ambulanter Pneumologischer Rehabilitation und Motivierender Gesprächsführung (Motivational Interviewing = MI) auf verschiedene Aspekte von körperlicher Aktivität (Physical Activity = PA) bei Menschen mit COPD untersucht.

 

Die Studie entwickelt eine Einteilung von vier Typen von Menschen mit COPD. Diese vier Typen unterscheiden durch:

 

  • ihre Wahrnehmung von Aktivität,


  • ihre individuelle Motivation,


  • ihre Strategien zum Umgang mit Hindernissen.

 

Ein Ergebnis der Studie ist bemerkenswert: Das Niveau der körperlichen Aktivität der Patienten könnte durch ihr Konzept von körperlicher Aktivität und der Qualität der Motivation beeinflusst werden.

 

Auch die Schlußfolgerung der Autoren ist interessant: Es ist wichtig, das unterschiedliche Aktivitätsverhaltens der Patienten zu erkennen, um:


  • die Qualität der ambulanten PR-Programme zu verbessern,


  • (je nach Typ) maßgeschneiderte Beratungsinterventionen zu entwickeln, die in ambulante PR-Programme eingebettet werden sollten.

 


Welcher Aktivitäts-Typ bist Du? 40 Aussagen zur Selbsteinschätzung

 

Einige Inhalte der oben angeführten Studie dienen als Grundlage für die folgenden Aussagen zur Selbsteinschätzung.

 

In welchen Aussagen findest Du Dich wieder? Kreuze zutreffende Aussagen möglichst spontan und ehrlich an!

 

  • A. Ich vertraue meinem Körper.


  • A. Ich kenne die Anpassungsreaktionen meines Körpers bei körperlicher Aktivität (Herzklopfen, Atemnot, Erschöpfung).


  • A. Ich habe keine Angst vor den körperlichen Anpassungsreaktionen.


  • A. Ich habe Spaß an gezielter körperlicher Aktivität (Ausdauer-, Kraft-, Koordinations-Training).


  • A. Durch gezielte körperliche Aktivität steigere ich mein Wohlbefinden und fühle mich stärker.


  • A. Ich bin stolz auf meine Trainings-Ergebnisse.


  • A. Enge Beziehungen zu meinem Partner und meiner Familie sind für mich ein Antrieb zu körperlicher Aktivität.


  • A. Schrittzähler (und Aktivitäts-Tracker) motivieren mich zu körperlicher Aktivität.


  • A. Körperliche Aktivität stärkt mein Selbstbewußtsein, meine Selbstwirksamkeit, mein Selbstwertgefühl.


  • A. Körperlich aktiv sein ist ein wichtiges Ziel für mich, um Wohlbefinden zu erreichen.


  • A. Um Hindernisse auf dem Weg zu körperlicher Aktivität zu überwinden, nutze ich Achtsamkeits-Übungen und Atem-Techniken.


  • A. Ich setze mir realistische tägliche Ziele für körperliche Aktivität.


  • A. Auch bei schweren Krisen (z. B. familiäre Probleme, stationäre Behandlungen) versuche ich, meine täglichen Trainings-Routine so gut wie möglich aufrechtzuerhalten bzw. zügig wiederzugewinnen.


  • A. Ich praktiziere ganz unterschiedliche Formen von körperlicher Aktivität (z. B. Walken, Treppensteigen, Radfahren, Geräte-Heimtraining, Yoga).


  • B. Ich bin nicht so der „sportliche Typ“.


  • B. Meine Aktivitäten betreffen überwiegend das alltägliche Leben und die Haushaltsführung.


  • B. Ich muß mich jedesmal stubsen, um körperlich aktiv zu sein.


  • B. Regelmäßige körperliche Aktivität erscheint mir wichtig.


  • B. Ich versuche regelmäßige körperliche Aktivität (z. B. Thera-Band-Übungen) gezielt entsprechend so gut es geht in den Alltag einzubauen.


  • B. Ich praktiziere körperliche Aktivität im Rahmen meines Alltags so gut es geht (z. B. Einkaufen, Gartenarbeit).


  • B. Meine Familie motiviert mich häufig zu körperlicher Aktivität.


  • B. Ein ordentlicher Garten oder eine saubere Wohnung motivieren mich effektiv zu körperlicher Aktivität.


  • B. Bei einem Reha-Programm erlebe ich die Trainings-Routine und die Gruppen-Atmosphäre als effektive Motivationshilfen für körperliche Aktivität.


  • B. Meine Grundhaltung ist eher träge.


  • B. Ich passe meine körperliche Aktivität an Hindernisse an (z. B. Haushaltsarbeiten statt Spazierengehen bei schlechtem Wetter).


  • B. Bei Exazerbationen reduziere ich meine körperliche Aktivität, bis es wieder besser geht.


  • C. Für mich ist ein Reha-Programm eine ideale Motivationshilfe für körperliche Aktivität.


  • C. Durch ein Reha-Programm kann ich meine körperliche Aktivität deutlich steigern.


  • C. Ein Reha-Programm hilft mir zu mehr Leistungsfähigkeit (z. B. Treppensteigen) und zu besserer Alltagsbewältigung (z. B. Haushaltsführung, Einkaufen).


  • C. Ich bevorzuge kleine Lebensstil-Änderungen für körperliche Aktivität (z. B. Treppe statt Aufzug).


  • C. Partner und Familie erinnern mich immer wieder daran, körperlich aktiv zu sein (und auch bei Verschlechterungen körperlich aktiv zu bleiben).


  • C. Schrittzähler bringen mir keinen zusätzlichen Nutzen für meine körperliche Aktivität.


  • C. Mich motiviert eher die Angst vor der Verschlechterung meines bereits (mühsam) erreichten Zustandes.


  • C. Am ehesten motiviert mich körperliche Aktivität mit anderen (z. B. Fußballspielen mit Enkelkindern, Spazierengehen mit Partner).


  • D. Für mich bedeutet die Teilnahme am Reha-Programm bereits eine ausreichende körperliche Aktivität.


  • D. Nach dem Reha-Programm reichen mir wieder meine üblichen Aktivitäten (z. B. Shoppen, Café-Besuch, Haushaltstätigkeit).


  • D. Mich motivieren am ehesten tägliche Pflichten und Aufgaben (z. B. Gassi-Gehen mit dem Hund).


  • D. Familie und Ärzte müssen mich immer wieder zu körperlicher Aktivität auffordern.


  • D. Ich weiß, daß ich aktiv sein sollte, um eine Verschlechterung meines Zustandes zu verhindern.


  • D. Hindernisse (z. B. schlechtes Wetter, Schmerzen) ziehen mich nach unten und hallten mich von körperlicher Aktivität ab.

 


Geschafft! Welcher Typ bist Du?

 

Vermutlich hast Du das Einteilungsprinzip recht schnell durchschaut. Falls Du dennoch spontan und ehrlich Deine Kreuzchen gemacht hast, kannst Du Dich vermutlich jetzt einem Typ zuordnen.

 

Bei welchem Buchstaben hast Du eindeutig die meisten Kreuzchen gemacht?

 

  • A entspricht Typ 1: „Emsige Biene“


  • B entspricht Typ 2: „Ein bißchen was geht immer!“


  • C entspricht Typ 3: „Es darf nicht schlechter werden!“


  • D entspricht Typ 4: „Stubenhocker“

 

Wie oben gesagt: Menschen (auch Menschen mit COPD) sind in der Regel keine „Ideal-Typen“. Dennoch kann das Ergebnis der Selbsteinschätzung möglicherweise zum Nachdenken und Umdenken anregen.

 

Die Aussagen bieten reichlich Impulse für eine Auseinandersetzung mit dem Thema „Lebensstil und körperliche Aktivität“. Und dieses Thema gilt als ein „hot topic“ für Patienten mit COPD!

 


Bist Du zufrieden oder möchtest Du etwas ändern?  

 

Lebensstiländerungen sind kein leichtes Spiel. Du wirst nicht von heute auf morgen vom „Stubenhocker“ zur „Emsigen Biene“. Das ist auch gar nicht notwendig.

 

Aber kleine Schritte zu einem gesundheitsförderlichen Lebensstil sind meist ratsam und fast immer möglich.

 

Anregungen findest Du in den Blog-Beiträgen zum Thema „Psyche, Lunge, Lebensstil“.

 

 

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Beitragschronik

 

Erstveröffentlichung: 6.12.2022

 


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